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Milford Haven, Wales

Standort 51°42’68 N / 005°02’30 W

 

Seit dem Verlassen des Crinan Canals haben wir eine anstrengende und lange Reise hinter uns. Die Westküste Grossbritanniens bietet kaum Infrastruktur, was lange Tagesetappen bei schlechtem Wetter und das Ankern in grossen Buchten zur Folge hatte. An sich geniesse ich das Ankern – es bedeutet Freiheit und Einsamkeit. Doch die Buchten auf unserer Route waren alles andere als idyllisch: Meist waren sie sehr gross und offen, daher schlecht geschützt. Der Atlantik trug eine unangenehme Dünung in die Buchten, was das Leben an Bord erschwerte. Dafür hatten wir jeden Tag Besuch von Delfinen, eine grosse Freude, da ich diese in all den Jahren Ostseesegeln stets vermisst hatte.

 

Seglerisch war diese Passage eine Herausforderung. Strömung, Tidegates, Wind und Wellen forderten uns heraus. Im Ramsey Sound erlebten wir eindrucksvoll, wie präzise die Routenplanung sein muss. Wir hatten berechnet, um 11:00 Uhr im Sound zu sein, was Slack Time war, der Moment, in dem die Tide von Hoch- auf Niedrigwasser wechselt und die Strömung am schwächsten ist. Um 11:00 Uhr waren wir jedoch noch etwa eine Meile vor dem Sound und schafften es um 11:45 Uhr mitten im Sound nicht mehr gegen die Strömung anzukommen. Es war wie Surfen auf der Aare...

 

Nun liegen wir in Milford Haven, und das Wetter hat sich gewendet. Unser Barometer zeigt 1035 hPa – einen so hohen Wert hatten wir seit Beginn unserer Reise noch nie. Hochdruck über Südengland bringt Nordostwind. Es könnte sich ein Fenster öffnen, das uns die Gelegenheit bietet, die Küste von Cornwall backbord zu lassen und auf die Isles of Scilly zu segeln. Die Scilly-Inseln liegen etwa 20 Seemeilen südwestlich von Land’s End, Cornwall. Meist sind sie aufgrund der vorherrschenden Winde schwer zu erreichen. Doch sie werden auch Unglücksinseln genannt, und im Revierführer lese ich folgendes:

„...hat es der aus überwiegend etwa 140 Steinen und Felsen sowie fünf grösseren, bewohnten Inseln bestehende Archipel in sich. Meist verhindert Starkwind aus West, Kurs auf die Inseln zu nehmen. Und schafft man es dank anhaltend ruhiger Wetterlage doch einmal, so findet sich vor Ort so gut wie kein geschützter Ankerplatz – von einem Hafen ganz zu schweigen. Die Passagen zwischen den Inseln sind zudem gespickt mit Untiefen. Sie wurden einst schon der englischen Flotte zum Verhängnis.“

 

Der Skipper ist sich nicht sicher, ob das die richtige Idee ist. Vielleicht wäre es doch besser, sich entlang des Festlandes vorzutasten. Nach einer 24-stündigen Fahrt haben wir wenig Lust auf einen weiteren Kampf mit Ankergrund und Dünung.

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Kommentare: 5
  • #1

    Anna (Sonntag, 28 Juli 2024 17:13)

    Aber Bilder habt ihr uns!
    Unglaublich eindrücklich und wunderschön.
    Danke dafür

  • #2

    Jakob Fränzi (Sonntag, 28 Juli 2024 17:38)

    Aber wunderschöne Fotos, ein Traum � Glg

  • #3

    Marlene (Sonntag, 28 Juli 2024 18:56)

    wow....ist das WUNDERvoll bei euch beiden. Das sieht aus wie die Erde kurz nach ihrer Schöpfung. Danke fürs Teilhaben lassen, ist ein Geschenk �
    Herzlich Marlene

  • #4

    Sandra (Sonntag, 28 Juli 2024 21:51)

    Unglaublich beeindruckend interessant herausfordernd und spannend. Lieben Dank für diese hochedlen Beitrag ⚓️…⚓️….⚓️�‍♀️
    Weiterhin ein schönes hoffentlich liebliches Schiffahren �‍♀️

  • #5

    Theres (Montag, 29 Juli 2024 18:02)

    Danke für den Reisebericht und die super schönen Fotos. Passt auf euch auf. Freue much auf den nächsten Blog. �