50° 9â 23 N / 005°3â81 W
Gestern sind wir nach einigen herrlichen Tagen in verschiedenen Buchten in Falmouth eingelaufen. Es war eine willkommene Abwechslung, wieder einmal in einer belebten Stadt zu sein. Die letzten Tage waren geprĂ€gt von schwachem Wind, sodass unsere TagesschlĂ€ge eher kurz ausfielen. Wir mussten feststellen: âUnsere Rosalie ist ein Starkwindboot â mit einer Leichtwind-Crew.â đ
Unsere Rosalie segelt stabil und zuverlĂ€ssig ab etwa 12 Knoten Wind, doch ab 25 Knoten wird es fĂŒr uns als Crew schon zu sportlich. Tage mit optimalem Wind und Wetter sind eher selten, aber umso wertvoller.
Hier im malerischen SĂŒdengland, fast in Sichtweite der berĂŒchtigten Biskaya, stellen wir uns die Frage, wie unsere Reise weitergehen könnte. Die Orca-Interaktionen vor der KĂŒste Portugals nehmen besorgniserregende Ausmasse an. Mittlerweile gibt es erste Berichte ĂŒber SchĂ€den an Segelbooten auch in der Biskaya. Es ist ein rĂ€tselhaftes PhĂ€nomen: Die Orcas interagieren ausschliesslich mit Segelbooten und reissen Teile der Ruder heraus. Im besten Fall wird ein Boot dadurch manövrierunfĂ€hig, im schlimmsten Fall entsteht ein Schaden, der zu Wassereintritt fĂŒhrt.
Die 430 Seemeilen quer ĂŒber die Biskaya wĂŒrde Rosalie wohl in etwa vier Tagen schaffen. Ob ich das allerdings ohne Seekrankheit ĂŒberstehe, ist sehr fraglich. Wenn ich ausfalle, wĂ€re Remo auf sich allein gestellt â und das ist sicher nicht vernĂŒnftig. Ein Landtransport ins Mittelmeer wĂ€re eine Option, fĂŒhlt sich aber irgendwie unwĂŒrdig an.
Remo hat einen Bekannten angefragt, ihn auf dieser Etappe zu begleiten. In diesem Fall wĂŒrden die beiden MĂ€nner die Biskaya-Querung in Angriff nehmen und ich wĂŒrde den Landweg wĂ€hlen. Alternativ könnten wir, den Empfehlungen folgend, der <20 m Tiefenlinie der französischen KĂŒste folgen und den Weg ĂŒber Frankreich und Nordspanien nehmen. Das wĂ€re sicher auch eine reizvolle Möglichkeit.
In den nĂ€chsten Tagen werden wir eine Entscheidung treffen. Bis dahin geniessen wir das wunderschöne Cornwall. Die historische Architektur, die idyllischen GĂ€rten und die freundlichen Menschen machen diese Gegend zu einem wahren Juwel. Gestern haben wir einen ausgedehnten Spaziergang durch die charmanten Gassen von Falmouth gemacht, lokale Köstlichkeiten probiert und die einzigartige AtmosphĂ€re in uns aufgesogen. Heute steht eine weitere Bucht auf dem Programm, vielleicht werden es auch noch die Isles of Scilly. Der direkte Weg war uns von Milford Haven zu riskant. Nach 24 Stunden wollten wir nicht in einem Revier ankern, dass fĂŒr seine rauen AnkerplĂ€tze berĂŒhmt ist.
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