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Standort: Hafen Pollença

39°54'292 N / 03°5’089 E

Nach einigen wunderschönen Segelschlägen und traumhaften Ankerbuchten – ganz besonders auf Formentera – sind wir nun auf Mallorca angekommen. In der Bucht von Palma und in der Stadt selbst haben wir das Inselleben ausgiebig genossen und uns durch die regionalen Spezialitäten geschlemmt.

„Ephyra“ mit Roger und Marie-Thérèse hat uns vorgestern in Richtung Frankreich verlassen. Die gemeinsame Zeit mit den beiden war intensiv, herzlich und wird uns in bester Erinnerung bleiben.

Heute, auf den Tag genau, ist es ein Jahr her, dass wir am frühen Morgen in Kallnach abgelegt haben – bereit, unser Abenteuer zu beginnen. Man könnte meinen, das sei der Moment für eine grosse Bilanz. Und doch fühlt sich dieses Abenteuer mittlerweile fast alltäglich an. Das Leben auf den 10,5 x 3,4 Metern, die uns unsere Rosalie bietet, hat seinen eigenen Rhythmus gefunden. Es ist ein ruhiger, tiefgehender Takt, der uns trägt.

Das Unterwegssein erfüllt uns nach wie vor. Wir bleiben selten lange an einem Ort – die Neugier ist gross, das Neue ruft, und wir folgen gerne. Rückblickend war es genau die richtige Entscheidung, loszufahren. Die Erfahrungen, die wir seither machen dürfen, öffnen unseren Geist. Vieles hat sich relativiert. Werte haben sich verschoben, Perspektiven erweitert.

Remo hat es vor einigen Tagen sehr treffend formuliert:
„Das Leben vor der Reise war ein Hamsterrad – ein goldenes zwar, aber dennoch ein Hamsterrad.“
Es war nicht schlecht – es hat uns fit gehalten, das Laufen hat Freude gemacht. Aber es liess den Gedanken wenig Raum zum Fliegen. Genau das ist wohl der grösste Gewinn hier draussen in unserem kleinen Universum: Freiheit. Und mit ihr kommt die Auseinandersetzung mit uns selbst. Wir nehmen uns anders wahr – tiefer, roher, manchmal auch herausfordernder. Aber echt.

Es ist ein Geschenk, keine Termine zu haben, spontan entscheiden zu dürfen, wonach uns gerade ist. Verantwortung tragen wir nur für uns und für Rosalie – und das fühlt sich gut und richtig an.

Nun ja… vielleicht ist es doch so etwas wie eine Zwischenbilanz geworden. Zeit für eine kleine Geschichte zwischendurch – oder besser gesagt: Zeit für ein weiteres Kapitel unserer Mediterranen Manöver.

Die Gerüchte über rücksichtslose Bootscrews und unerfahrene Skipper im Mittelmeer scheinen sich nämlich zu bewahrheiten. Gestern haben wir vor der Küste von Pollença geankert. Während wir gerade dabei waren, das Abendessen zuzubereiten, hat Remo ein Motorboot bemerkt, das sich uns auffällig näherte. Als er an Deck ging, um nachzusehen, war schnell klar: Wir trieben bereits deutlich ab – mitten in die Bucht hinaus.

Das Motorboot hatte es geschafft, bei lediglich zwei Schiffen in der gesamten Bucht, genau unseren Anker beim eigenen Manöver herauszureissen.

Und die Crew? Kein Wort, keine Geste. Kaum war ihr eigener Anker wieder frei, verschwanden sie kommentarlos in Richtung Hafen. Ich wollte es zuerst nicht glauben und meinte noch, sie würden bestimmt zurückkommen – vielleicht mit einer Flasche Wein zur Entschuldigung. Remo war da von Anfang an skeptisch. Leider behielt er recht. Gesehen haben wir sie nie wieder.

Solche Geschichten hören wir immer wieder. Und ja – es fällt uns noch schwer, uns an diese „Seemannschaft“ zu gewöhnen, die hier vielerorts deutlich anders gelebt wird als im Norden.

 

Doch dann ist da wieder dieses Wasser. So klar, so türkis, so schimmernd wie Glas. Fast wie in der Karibik – vielleicht sogar noch schöner. Und ganz bestimmt werden in diesem Sommer noch weitere Mediterrane Manöver dazukommen, die ich gerne mit euch teile.

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Kommentare: 4
  • #1

    Meli (Mittwoch, 16 April 2025 18:21)

    Waw so schön was dir alles erlebet u no erlebe wärdet! ❤️

  • #2

    Hans Kilchenmann (Mittwoch, 16 April 2025 18:48)

    Äs isch souguet gschribe. Ig würd de schlussändlech die Brichte vo öine Erläbnis imene Buech zäme fasse. Titu: "Vom Winde verweht" oder so.... Witerhin viu Wind i de Sägu, schöni Erläbnis und "Schiff ahoi". Härzlechi Grüess Hans

  • #3

    Anja (Mittwoch, 16 April 2025 20:30)

    Ja diese crews. Haben wir sogar mit profi Skippers auf grossen jachten mit erlebt an unserer ankerkette. Oder wo einfach runter lassen und fast in unser boot ran kamen. Nicht nur ibiza sondern auch Karibik.

    Geniesst es trotzdem und last die seele baumeln.

    Grüsse

  • #4

    Maya (Mittwoch, 16 April 2025 21:34)

    I lise öii Brichtli immer wider mit sehr viil Nöigier u Fröid. Chönnt jede Tag ä Gschicht vo öich „verlide“�, so unterhaltsam u schöön si si gschribe. Danke viilviilmal, dass dir mii/üs a öiem „nöie“ Läbe geng wider löht la teilhaa�.
    I wünsche öich wytwerhiin viili schöni Momänte, wo sich i öineHärz � feschtsetze. Liebi Grüessli